| 
         
          
             
              | Architekt: | 
                | 
              Bernhard 
                Klemm & Kollektiv, W. Hänsch 
                Planungsgrundlagen 1949- 50: Oberbaurat 
                Kurt W. Leucht + Gartenarchitekt 
                Hans Bronder 
                 
                Berufsschulzentrum: Gottfried Klingner (VEB Projektierung - Sachsen) 
                + Walter Henn (TH)  | 
             
             
              | Bauzeit: | 
                | 
              1951-55     
                (polytechn. Oberschule 1959-60) | 
             
             
              | Adresse: 
                 | 
                | 
              ehemalige 
                Pirnaische Vorstadt: 
                Grunaerstraße, Zirkus-, Mathilden-, Seidnitzer-, Blochmannstraße | 
             
             
              | Denkmal-schutz: | 
                | 
              seit 1990 | 
             
           
                       
            Die 
            "Wohnzelle" Grunaer Straße, ein völlig neues 
            Stadt-quartier, ist städtebaulich einerseits nach den Grundsätzen 
            der aufgelockerten, durchgrünten Stadt der Moderne entworfen. 
            Diese Grundprinzipien waren bereits in den späten 20er Jahren 
            durch die europäischen CIAM-Kongresse detailliert konzipiert 
            und in Deutschland auch in den neuen Wohnsiedlungen während der 
            30er Jahre angewendet worden. Vorläufer war die Reformbewegung 
            der "Gartenstadt" um 1900. Große weite grüne 
            Innenhöfe, Vorgärten und reichlich Straßengrün 
            sollten mitten in der Stadt für eine gesunde hygienische Atmosphäre 
            sorgen.  
            Andererseits spielten Überlegungen der kompakt- dichten, 
            urbanen europäischen Stadt eine Rolle. Die Stadtquartiere sollten 
            doch deutlich einen repräsentativen Großstadt-charakter 
            haben mit Betonung und Akzentuierung von Hauptplätzen und -straßen. 
            Dieser Spagat zwischen grünem "Gartenstadt"-Konzept und großstädtischer Zentrumsplanung kulminierte an diesem Pilotbauprojekt in der Pirnaischen Vorstadt. Kurt Leuchts Begriff vom Stadtlandschaftsraum kommt hier zum Tragen. Allerdings hieß es in den politischen Zielsetzungen auch:  
             
            "Die Stadt in einen Garten zu verwandeln, ist unmöglich. Selbstverständlich muß für ausreichende Begrünung gesorgt werden. Aber der Grundsatz ist nicht umzustoßen: in der Stadt lebt man städtischer; am Stadtrand oder außerhalb der Stadt lebt man ländlicher."            (Zitat aus "16 Grundsätze des Städtebaus" von 1950) 
          
           
		  
		   
		   Bebauungsplan 
		  Pirnaische Vorstadt mit jeder Menge großzügiger Grüngestaltung entlang 
		  der Straßen und in den aufgelockerten Wohnquartieren.
		  
		  Plan aus: Hans Bronder, Die Grünflächen beim Aufbau der Stadt 
		  Dresden, in: Deutsche Gartenarchitektur, Zeitschrift, Ost-Berlin 1 
		  (1960), S.3-12 
		 
			Das Komplexzentrum mit Gaststätte, 
		  Läden und Handwerkereinrichtungen etc. (A) - ähnlich gestaltet wie die Webergasse - 
		  wurde nicht umgesetzt. 
  
		  
             
            Die erste "Wohnzelle" Dresdens nach 1945, konzipiert für 
            ca. 5000 Menschen, war jedoch kein Resultat einer spontanen Bebauung 
            irgendwo, sondern bildete einen organischen Teil einer umfassenden 
            Gesamtkonzeption für ganz Dresden bzw. den Grossraum Dresden 
            und die gesamte Region des Elbkessels von 1949/ 1950. Diese weitgreifende 
            Planung behandelte Dresden, trotz Gründung zweier getrennter 
            deutscher Staaten, immer noch als Hauptstadt eines  Landes 
            Sachsen. Bereits 1952 jedoch wurden die Länder in der SBZ einer Verwaltungsreform unterzogen und in "Bezirke" unterteilt. 
		   45% Grünanteil 
		  
		  
			Die Neuordnung der Dresdner Innenstadt nach 
		  1945 stufte die 
		    "Pirnaische Vorstadt" zugehörig zum "Zentralen Bezirk" 
		  (heute ca. "26er" Ring) ein. Dieser wäre um das "Zentrum" gelagert und 
		  sollte vorwiegend einer innerstädtische Bebauung aufweisen mit 
		  ausreichend Grünanlagen. Eine städtische Architektur, von großzügigen 
		  Grünräumen  durchzogen mit Sonne, Frischluft, mit parkartigen 
		  großen Wohnhöfen und 
		  Spielplätzen, ohne Gewerbelärm und Schmutz! All 
		  das ist hier fast schon in verschwenderischer Fülle umgesetzt worden - 
		  mit 45% Grünanteil !
  
             
            Architektur, an Traditionen anknüpfend und doch neue Wege 
            suchend 
             
            Die nach den Grundsätzen der hygienischen, neuen Stadt errichtete 
            Architektur der ersten Dresdner Wohnzelle wird in die sogenannte "Nationale 
            Tradition" eingestuft. Schräge, rotfarbene Ziegeldächer, 
            Akzentuierungen in Werkstein, Erker und ockerfarbener Putz sorgten 
            für Wiedererkennungseffekte im Vergleich zu Gebäuden vor 
            der Zäsur 1945. Angestrebt war eine moderate Ähnlichkeit 
            mit einer als dresdentypisch empfundenen Architektur, ohne die revolutionären 
            Veränderungen einer radikal neuen Gesellschaftsordnung der "Arbeiter- 
            und Bauernmacht" zu leugnen. Man könnte dieses ausbalancierte 
            Gleichgewicht zwischen Umbruch und Kontinuität durchaus als erfolgreich 
            beschreiben, wenn man den politisch-stalinistischen Terror dieser 
            Zeit ausblendet. 
             
            Diese ersten neuen Nachkriegsgebäude erinnern, wie Jan von Havranek 
            2001 in "das neue dresden 1919 - 1949" beschreibt, sehr 
            an die Neubauten in der Paul-Wolf-Ära Mitte der 1930er Jahre. 
            Im 1. Bauabschnitt einer groß angelegten Alstadtsanierung wurde 
            z.B. dieser Ersatzbau Marktstraße (ehemals Kleine und Große 
            Frohngasse, heute Weiße Gasse) 1935-38 vom Hochbauamt der Stadt 
            Dresden errichtet: 
             
              
             
            Foto: Adressbuch Dresden 1938 / Band 1, S.4 
             
            Auch der Städtebau knüpft an die Paul-Wolf-Zeit der 1930er Jahre an. Vergleicht man z.B. die angestrebte Wohndichte von 250 Einwohner je ha, so kommt diese Zahl sehr nah an die Planungen des Hochbauamtes unter Wolf heran. Z.B.  sah man für das Wohnquartier südlich der Münchner Straße   eine Dichte von 230 Ew/ ha vor. Schwarzplan 1935 (geplant 1931) 
          (Der nördliche Teil wurde leicht verändert realisiert, aus: Zentralblatt der Bauverwaltung Heft 2/1935, S.23)
             
            Auch die Mischung von Blockrandbebauung und Zeilenbauten mit hohem Grünanteil ähnelt jener Zeit. Vgl. Luftbild heute             
             
            Bernhard Klemm's neue Wohnbauten oszillieren also zwischen Kontinuitätsbestreben,  Traditionsbindung, verhaltener Sachlichkeit und maßvoller Moderne, die diesen Bauten auch den Vorwurf des "Formalismus" einbrachten. 
            Hermann Henselmann kritisierte z.B. in der Zeitschrift Deutsche Architektur 2/1952 die mangelnde "Pflege             und Entwicklung der reichen Dresdner künstlerischen Traditionen."- der gesamte Text.  
             
            Der Architekturhistoriker Ralf Koch wies in seiner 1999 erschienenen Dissertation über den Wiederaufbau in Leipzig und Dresden 1945- 55 darauf hin, dass in Dresden ab 1948 Wiederaufbauplanungen aus der NS-Zeit in die Konzeption einflossen:  
            "Konzept  der Stadtlandschaft mit strenger  Zellenordnung, wie es seit Beginn der vierziger Jahre von Planern analog dem  Gliederungsmuster der NSDAP zur Vorbereitung des Wiederaufbaus nach Kriegsende  entwickelt worden war."  
           
            
            Grunaer Strasse, Entwurfszeichnung 1951, Foto: SLUB           
             
             
            Der Architekturführer Dresden 1997 beschreibt die Bauten der 
            Wohnzelle Grunaer Straße folgendermaßen: 
             
             Mit dem 
            "Gesetz über den Aufbau der Städte in der DDR und der 
              Hauptstadt Deutschlands, Berlin" und den "16 Grund-sätzen 
              des Städtebaus" wurden Maßnahmen zur Planung und Gestaltung 
              des Wohnungsbaues festgelegt. Im großflächig enttrümmerten 
              Gebiet der Pirnaischen Vorstadt wurde es möglich, eine in sich 
              geschlossene Siedlungszelle, die von Grünflächen durchzogen 
              ist, zu realisieren. Die fünfgeschossigen Häuser an der 
              Nordseite der Grunaer Straße, noch in traditioneller Bauweise 
              errichtet, stellen den Beginn des organisierten Neuaufbaus in Dresden 
              dar. Sandstein-Putz-Fassaden, Erker, Loggien und Torbögen sind 
              architektonische Elemente, in denen Dresdner Bautradition anklingen 
              soll. Das EG der Häuser Grunaer Str. 23-29 ist zur Ladenzone 
              ausgestaltet. Im Verlauf der 50er Jahre entstand im Karrée 
              Mathilden-, Zirkus-, Seidnitz-, Grunaer Straße eine Blockrandbebauung 
              mit Durchfahrtstraßen und Höfen. (aus: Architekturführer 
          Dresden, 1997) 
           
            Blockrandbebauung? 
             
            Die hier beschriebene "Blockrandbebauung" ist für das 
            Quartier der ersten Dresdner "Wohnzelle" eine irrtümliche 
            Bezeichnung. Eine sehr differenzierte Bebauung mit freistehenden Einzelblöcken 
            und ganz unterschiedlich breiten Abständen zur Straße mit zum Teil erheblichen Abstandsgrün läßt eher auf eine 
            interessante Mischung von alt-europäischem Städtebau und 
            neu-europäischen Stadtbaukonzepten des frühen 20. Jahrhunderts 
            schließen.  
          
            Zum Vergleich die Situation vor 1945 in einem "Schadensplan der Stadt Dresden", bearbeitet 1945/ 46. Gut zu erkennen im markierten Gebiet: ein Teil der zu enttrümmernden gründerzeitlich-dichten Häuserblöcke mit Hinterhofbebauung ist gelb markiert. Foto: SLUB Dresden 
		   
		    
		  Keine Blockrandbebauung, sondern sehr viel Grünanteil bis zur Straße, 
		  Foto: April 2023 Thomas Kantschew,
		  
		  Vergrößerung
  
             
            
		  Städtebau: Verlängerung der Magistrale 
            
            
		   
		    Stadtmodell: Herbert Schneider, ca. 1953, 
		  Quelle: Deutsche Fotothek,
		  
		  Vergrößerung (blau markiert: Grunaer Straße) 
           
		  Auf dem Höhepunkt stalinistischer Stadtplanung ließ Stadtarchitekt 
		  Herbert Schneider ein Stadtmodell bauen, welches gut demonstriert, wie 
		  die Magistrale durch die Altstadt (Thälmannstraße) nach Osten und 
		  Westen auf über 2,5 km 
		  verlängert werden sollte. So wäre ein monumentaler Magistralenraum 
		  entstanden vom "Fučíkplatz", über die Grunaer Straße, den Pirnaischen Platz, 
		  Altmarkt, Postplatz bis zur Ammonstraße (Eisenbahn). Ähnlich der Stalinallee in 
		  Ostberlin sollte eine eindrucksvoll politische 
		  Demonstrations-achse Macht demonstrieren.
  
		  In dieser Planung von Herbert Schneider war die Grunaer Straße 
		  ebenfalls eine herkömmliche 
		  "Korridorstraße", aber als Ausfallstraße sollte sie durchaus 
		  mit politischer Bedeutung 		  
		  aufgeladen werden. Gegenüber dem leicht zurück 
		  gesetzten Mittelteil war die Öffnung zu einem weiten, 
		  blockumspannenden Innenhof vorgesehen, in dessen Mitte zentral ein 
		  öffentliches Gebäude stehen sollte. Die beiden Einmündungen nach 
		  Norden, Zirkusstraße und Mathildenstraße, sollten im 
		  leichten Halbkreis Richtung Elbe schwingen. Nach Süden wären diese 
		  beiden Straßen nicht weiter geführt worden, sondern hätten dann durch 
		  imposante Tordurchgänge in gärtnerisch gestaltete Stadtplätze münden 
		  sollen. 1949 war die Planung von Kurt W. Leucht für das Gebiet südlich der Grunaer Straße 
		  noch als Erweiterung des Großen Gartens vorgesehen (siehe unten).
  
		  
		   Abschluss zum Pirnaischen Platz 
             
            Das Wohngebiet an der Ausfallstraße Richtung Osten, entstanden ohne Wettbwerb in direkter Vergabe, blieb zum Pirnaischen Platz vorerst ohne Anbindung. 
		  Die gesamte Zentrumsplanung wurde noch vom Ringen um das Hochhaus am Altmarkt, 
		  ebenfalls von Herbert Schneider, in Anspruch genommen.
		  
		  In seiner Gesamtstadtplanung hätte es jedoch zum Pirnaischen Platz eine Torsituation 
		  gegeben, 
		  ähnlich wie in Ostberlin an der Stalinallee imposante Plätze 
		  beeindruck-en sollten (Frankfurter 
		  Tor oder Straußberger Platz ab 1952). 
  Noch vor Vollendung des Generalverkehrsplanes begann man 1963 schließlich mit dem Bau 
            des 14-geschossigen
		  Appartmenthochhauses, welches als städtebaulicher Abschluss der Magistrale gedacht war.  
             
             
            Ostdeutscher 
            Städtebau der frühen 50er- Synthese & Transformation 
            zwischen Moderne und Tradition 
             
             
            Fast zeitgleich entstand in der Südvorstadt die Siedlung an der 
            Nürnberger Straße (1953-54) von Chefarchitekt Albert Patitz, 
            seinem Kollektiv (und vor allem von einer entschlossenen Trümmerfrauen/ 
            -männergeneration). Der Neuaufbau dieser ersten Wohnquartiere im ruinenberäumten 
            Dresden basierte auf folgenden, grundsätzlichen Überlegungen 
            zur künftigen Stadtentwicklung:  
             
           
             
            1950: Die Grundprinzipien für die Neuplanung Dresdens 
           
          
             
              | 1. | 
              Landeshauptstadt 
                Dresden ist die Hauptstadt des Landes Sachsen und der Sitz der 
                Regierung eines Landes der Deutschen Demokratischen Republik. 
                Dresden ist der zentrale Ort von 1,8 Millionen Einwohnern des 
                Großraumes.  
                 
                 | 
             
             
              | 2. | 
              Arbeitsstadt 
                Dresden ist Arbeitsstadt mit einer mannigfaltigen Veredelungs- 
                und Fertigwarenindustrie. 
                 
                 | 
             
             
              | 3. | 
              Kulturstadt 
                Dresden hat die besonderen Aufgaben einer Kunst- und Kulturstadt 
                zu erfüllen. Die im Laufe der Geschichte entstandenen Traditionen 
                und Gegebenheiten und die sich anbahnende kulturelle Entwicklung 
                bilden hierfür die Grundlage. 
                 
                 | 
             
             
              | 4. | 
              Besiedlung 
                der Wohnfläche 
                Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung ist 
                für die Stadt Dresden eine Zahl von 500 000 Einwohnern innerhalb 
                der jetzigen Stadtgrenzen zugrunde zu legen. (...) Das Verhältnis 
                der Wohndichte EW/ ha Wohngrundstücksfläche (überbaute 
                Wohnbaufläche, Hausgarten und Wohnwege) ist im allgemeinen 
                mit höchst. 250 als Richtzahl angenommen worden.  
                 
                 | 
             
             
              | 5. 
                 | 
              Mensch 
                Die Erfüllung der Forderungen des werktätigen Menschen 
                hinsichtlich des Wohnens, der Arbeit, der Kultur und Erholung 
                ist das Ziel der Planung. 
                 
                 | 
             
             
              | 6. 
                 | 
              Wohnzelle 
                Eine funktionelle Ordnung der Wohnzellen wird herbeizu- 
                führen sein. Die kommunalpolitische und städtebauliche 
                Ordnung der Stadt baut sich vom Wohnbezirk als kleinste Zelle 
                bis zum Gesamtgefüge der Stadt organisch auf. Hierbei ist 
                für den lebensfähigen Wohnbezirk die Richtzahl von 5000 
                bis 6000 Einwohnern zugrunde gelegt worden. (...)  
                 
                 | 
             
             
              | 7. 
                 | 
              Industrie 
                Die städtebauliche Einordnung von Industrie und Gewerbe wird 
                sich mit dem Aufbau der Wirtschaft vollziehen, wobei Arbeitsstätten 
                und Wohnquartiere planvoll einander zuge- 
                ordnet werden.  
                 
                 | 
             
             
              | 8. 
                 | 
              Zentrale 
                Funktion  
                Der Stadtkern als zentraler Ort, d.h. als Mittelpunkt der zentralen 
                Funktionen der Verwaltung, der Wirtschaft und der Kultur basiert 
                nicht allein auf dem Stadtgebiet Dresden, sondern ebenso auf dem 
                Großraum und auf dem Land Sachsen. Er wird für die 
                politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung von weittragender 
                Bedeutung, im besonderen ein Spiegelbild der künftigen Gesellschaft 
                sein.  
                 
                 | 
             
             
              | 9. 
                 | 
               
                Verkehr 
                Die Neuordnung des Verkehrs richtet sich nach den Erfordernissen 
                einer zukünftig anwachsenden Verkehrs- 
                entwicklung. Hierbei sind differenzierte Verkehrswege den jeweiligen 
                Funktionen und Bedürfnissen entsprechend vorzusehen. 
                 
                 | 
             
             
              | 10. 
                 | 
              Grünflächen 
                Die Gestaltung des Stadtlandschaftsraumes baut sich auf einer 
                biologisch gegründeten Grünflächenpolitik auf. 
                Die Landeshauptstadt soll noch mehr als bisher in ihrer natürlichen 
                landschaftlichen Lage der Stadt der Gärten, der Grünanlagen 
                von Nutz- und Erholungsgrün, eine Stadt der Hygiene werden. 
                Dabei bestimmen Bodeneigen- schaften und landschaftliche Gegebenheiten 
                die Gestalt des Stadtlandschaftsraumes.  
                 
                 | 
             
             
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              Grund 
                und Boden 
                Der Neuaufbau kann bei einer grundlegenden Neuordnung des Grund- 
                und Bodenwertes durchgeführt werden. Hierbei erfordert die 
                künftige städtebauliche Ordnung die Bildung von Groß- 
                und Sammelparzellen.  
                 
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              Baudenkmale 
                 
                Erhaltenswerte Baudenkmale, Natur- und Landschafts- 
                schutzgebiete bilden einen festen Bestandteil der Neuplanung, 
                soweit sie der Ausdruck einer vergangenen Kultur und Gegenstand 
                des allgemeinen Interesses sind.  | 
             
           
          aus: Planungsgrundlagen, 
            Planungsergebnisse. Für den Neuaufbau der Stadt Dresden. Bericht des 
            Stadtplanungsamtes über die Ergebnisse der Untersuchung der strukturellen 
            Grundlagen für die neue städtebauliche Ordnung der Landeshauptstadt 
            Dresden, bearbeitet durch Oberbaurat Leucht, Gartenarchitekt Bronder 
            und Dipl. Ing. Hunger, Dresden 1950. 
            (Dort auch umfangreiches Kartenmaterial zu: Dresden. Entwicklung der 
            Innenstadt; Grünflächenplan; Grossraumplan etc.)  
             
            In diesen "Planungsgrundlagen" 
		  von Kurt W. Leucht und Hans Bronder, 
            der ersten Arbeit über die Planung für 
            den Wiederaufbau einer kriegszerstörten deutschen Stadt, 1949- 1950 
            verfasst, heißt es im Punkt 6: 
             
             
            "Wohnen": 
            "Die Entwicklung im 19. und am Anfang des 20. Jh. führte 
            zu chaotischen Ballungen der Bebauung in den Städten, insbesondere 
            in den Großstädten. Die Erkenntnis dieser Tatsache bildet 
            die Grundlage für eine fortschrittliche Planung, nach der die 
            für die einzelnen Zwecke genutzten Flächen ihren funktionellen 
            Beziehungen entsprechend zu gliedern und planmäßig festzulegen 
            sind. Theoretische Untersuchungen werden in zahlreichen schematischen 
            Plänen fixiert. Es zeigte sich im weiteren, daß auch die 
            für die Bebauung vorgesehenen Flächen als überschaubare 
            und organische Gebilde gestaltet werden müssen, wie sie im natürlich 
            gewachsenen Dorf und der mittelalterlichen Stadt erkennbar waren. 
            (...)"  
            Zu den zentralen Einrichtungen sollte z.B. auch ein  
            "Zentraler Handwerkerbetrieb" gehören mit "Schneiderei, 
            Schuhmacherei, Schlosserei, Schmiede, Klempnerei, Installationswerkstatt, 
            Tischlerei, Malerei für den örtlichen Bedarf in Verbindung 
            mit einem Kommunalhof für zenrales Gerät, Fahrbereitschaft". 
            Diese Ideen konnten bei dem Komplex Grunaer Straße durch 
            TH Prof. Klemm (1916 
            - 1995) nur durch die Laden- und Servicezeile 
            umgesetzt werden. Als Einkaufsstraße ist sie nicht konzipiert worden.  
          Weiter 
            heißt es im Text: "Die Wohnungen sollen allen neuzeitlichen 
            wohntechnischen und wirtschaftlichen Erkenntnissen Rechnung tragen. 
            Der Aufwand zur Unterhaltung und Pflege der Wohnungen muß besonders 
            im Hinblick auf die werktätige Frau mit einem Minimum an Arbeit 
            bewältigt werden können. (...)  
            Eine wichtige Rolle werden beim sozialen Wohnungsbau die in der Entwicklung 
            befindlichen neuen Konstruktionen und Baumethoden spielen, und zwar 
            hinsichtlich des Wohnens selbst, hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit 
            - vor allem in bezug auf Unterhaltungskosten -, aber auch hinsichtlich 
            der schnellen Beseitigung der Wohnungsnot. Die von fortschrittlichen 
            Architekten der ganzen Welt seit Jahrzehnten erhobenen Forderungen 
            müssen realisiert und die konservative Auffassung im Wohnungsbau 
            überwunden werden. 
            Der Wohnwert wird ferner bestimmt durch richtige Orientierung der 
            Wohnung zu Sonne, Freifläche und Landschaft, Verkehr und zentrale 
            Funktionen. 
             
            Elastizität der City 
          (...) Wenn auch 
            eine zukünftige Entwicklung vielfach eher auf ein Schrumpfen 
            der City gegenüber den bisherigen Abmessungen als auf eine Erweiterung 
            schließen läßt, ein Vorgang, der vor allem mit der 
            Beschränkung der City auf ihre eigentlichen Funktionen zusammenhängt, 
            soll doch eine hinreichende Elastizität gewährleistet sein. 
             
          Geminderter Flächenbedarf 
            1. Beschränkung der City auf spezifisch zentrale Funktionen des 
            Landes, des Großraumes und der Stadt 
            2. Gegenüber 
            den etwa 94 000 ehemals im Zentrum Wohnenden sollen in Zukunft nur 
            noch etwa 30 000 innerhalb der Innenstadt untergebracht werden.  
            3. Technische Vervollkommung des Nachrichtennetzes (Funk, Fernsehen, 
            Fernschreiben, Telefon) sowie des Filmwesens werden zu einer Entlastung 
            der City führen."  
             
            City ist überall? 
            Dieser Punkt 3 mutet heute reichlich modern an, denn für 1950 
            ist die futuristische Vorausschau einer ausgedehnten, sich potentiell 
            dezentral entwickelnden Stadt des 21. Jahrhunderts, die vorrangig 
            über elektronische Massenmedien kommuniziert, eine reichlich 
            hellsichtige Analyse. Auch damals schien man also um das Spannungsverhältnis 
            zwischen Kern und Peripherie zu ringen, nachdem avantgardistische 
            Stadttheoretiker in den Jahrzehnten zuvor das Ende der "Alten 
            Stadt" samt ihres zunehmend engen, luftlosen Stadtkerns verkündet 
            hatten. 
           
            Zusatzfunktionen Grundschule und BSZ 
             
            Bereits 1952 komplettierte das neue Stadtquartier ein modernes, berufliches 
            Schulungszentrum für Bau und Technik (BSZ) an der Günzstraße, 
            welches auch ein interessantes Beispiel für die Formenvielfalt 
            architekton-ischen Schaffens in den 50er Jahren in Ostdeutschland 
            darstellt. Architekt war Gottfried Klingner vom VEB Projektierung 
            - Sachsen. Ausführungsdetails kamen vom Entwurfsinstitut Prof. Dr. 
            Ing. Walter Henn der Technischen Hochschule Dresden.  
            In das neue Stadtquartier wurde ab 1959 auch eine 10-klassige allgemeine 
            polytechnische Oberschule integriert (siehe: Bilder rechts).  
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            Appartmenthaus Grunaer Strasse/ Blochmannstrasse, Architekt: W. Hänsch 
            & Kollkektiv 1954 / 55 
             
               
              
            Gehört diese Architektur in das Schubfach "Nationale Tradition"? 
            Sachliche Wohnbauten von Prof. Bernhard Klemm 
             
              
            Wohnquartier, hier Seidnitzer Straße, Foto: 1957        
             
              
            Kurt Loose, Sandsteinplastik 
            "Junge Pioniere", 1955, Grunaer Straße   
            Sandsteinrelief am Appartmenthaus 
            Grunaer Strasse 1954 (Aufn. Aug. 05)  
               
              
            Städtisch und doch im Grünen: Inzwischen sanierte Wohnbauten 
            Grunaer Straße, Mai 2004  
              
            Trad. Bauweise, monumentale Moderne: Eckhaus zum Pirn. Platz von 1964-66, Foto: TK, Vergrößerung 
              
            Aufgelockerte Bauweise des Quartiers, 
            April 2005 TK,
		  
		  Vergrößerung 
             
              
            Überbauung Seidlitzer Straße mit Toreinfahrt.  drei Fotos von S.Baumgärtel, 2005              
                 
            Zurückhaltende Reminizensen an lokale Bautraditionen - Loggien 
            mit Werkstein- akzentuierungen  
             
             
              
            Teil des Quartiers: Moderne Bauschule an der Günzstraße, 
            1952 / Unter der Traufkante ist ein Schriftband mit Agitation- und 
            Propagandasprüchen erkennbar. Bemerkenswert ist die moderne Typographie. 
            (Aufn. 2005)  
            Textbeginn: "Wo das arbeitende Volk ..." 
             
               
              
            Der Meister zeigt einem Bauschüler den Weg: Bronzekunstwerk im 
            Agit-Prop-Stil 
             
              
            Detail einer Hauswand an der Zirkusstraße  
             
             
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