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Architekten: |
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Max
Hans Kühne (Büro: Lossow
& Kühne)
mit
Josef Lamatsch von Waffenstein
Bauleitung:
Franz Berresheim |
Bauzeit: |
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1936
- 1937 |
Adresse: |
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Kotzschweg
8 |
Besitzer 2011 |
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VVK Dresden
https://vvkzudresden.de |
Das Schloss Wachwitz oberhalb des ehemaligen Weinberges wurde zwischen
1936 und 1937 als Wohnsitz für den Prinzen Friedrich Christian vom
bekannten Dresdner Architekturbüro (Lossow &) Kühne
errichtet. Die
finanziellen Mittel für dieses außergewöhnliche Wohnprojekt
flossen aus der Fürsten-abfindung, die das sächsische Wettinergeschlecht
1926 vom Freistaat Sachsen erhalten hatte. Das
Gebäude mit seinen neobarocken Anklängen ist etwas untypisch
für das Bauen in der NS-Zeit, aber der adlige Bauherr hatte gewisse
ästhetische Vorstellungen der schlossartigen Villa. Nach einem
beschränkten Wettbewerb 1934, zu dem auch Wilhelm Kreis eingeladen
war, erhielt Baurat Bischof den 1. Preis. Letztlich übernahm
aber jedoch Max Hans Kühne die Planung.
Anlage
Symmetrische 3-Flügelanlage, die einen kleinen Ehrenhof mit expressionistischen
Froschbrunnen umfasst. Symmetrisch in der Mitte des hervortretenden
Mitteltrakts führt ein neobarockes Portal mit feingeschnitzten
Holz-Rocailles in das Schloss. Der das Dach bekrönende Dachreiter
mit Glockenturm und Zwiebelhaube erinnert an den Turm
von Jagdschloss Hubertusburg. Zur sonnigen Elbseite breitet sich eine
großzügige Gartenanlage mit Terrassen, Treppen und Grünanlagen
im Stil der Zeit aus. Der insgesamt 27 Hektar umfassende waldartige
Garten dehnt sich noch rings um das Schloss aus.
Eine Menge (kunst-) handwerklicher Details zeugen von einem aufwändigen
extravaganten Bauauftrag. Zum Beispiel erinnern die geschmiedeten
Gitter an Balkonen und im Treppenhaus an die barocken Treppenhausgitter
aus dem 1899 abgebrochenen Palais Brühl.
Historistisches Bauen
war für Max Kühne kein Sakrileg. Sein
Büro hatte in den 1920er Jahren etliche Villen bzw. Inneneinrichtungen
für sächsische Schlösser erbaut. Das Neue Dresden des
20. Jahrhunderts war eben auch durchaus eine selbstverständliche
Rezeption des historischen Dresdens. Max Kühne hatte sich mit einer barockisierenden Tendenz in seinem Werk schon seit der Jahrhundertwende schöpferisch mit dem Neobarock auseinander gesetzt. Aber er war darüber hinaus durchaus einer moderaten Moderne verpflichtet.
Dachgauben am Schloss-Mansarddach von Max Hans Kühne
Ausschmückung
Auch im Inneren finden sich Anklänge an wichtige Bauten der sächsischen
Geschichte wie das Palais Brühl und das Schloss Moritzburg. Während
im Erdgeschoss die Empfangs- und Gesellschaftsräume mit Speisesaal
und Bibliothek lagen, stand das Obergeschoss den privaten Bedürfnissen
zur Verfügung. Die Räume wurden teilweise mit wertvollen historischen
Möbeln und Gemälden ausgestattet. Auch dieses Schloss erhielt eine
kleine Kapelle mit Familiengruft der Wettiner.
Schlosskapelle:
Max Hans Kühne orientierte sich möglicherweise bei den eigenwilligen hochgestreckt- ovalen Fensterformen an den Fenstern vom
Ernemannturm. Der besondere Raumeindruck wird gesteigert durch die Tieferlegung der Kapelle, mit der der Architekt eine deutlich höhere Raumhöhe mit schöner Akustik erreicht.
Das Deckengemälde in der privaten Schlosskapelle schuf Heinrich Bickel aus Garmisch in barocker Manier,
der in Bayern für seine Fresken- bzw. Lüftlmalerei bekannt
war. In der Mitte des Gemäldes thront Mutter Maria u. das Jesuskind mit den Zügen der Schlossherrin und dem Erstgeborenen. Foto. Als Gloriole gehen von ihnen Strahlen in alle Richtungen. An den Rändern sind u.a. die Namenspatronen des Markgrafenpaares dargestellt: Bischof Christian von Oliva bei der Bekehrung der heidnischen Pruzzen und die heilige Elisabeth von Thüringen mit dem Rosenwunder. Zwischen malerischen Landschaften erheben sich wettinische Burgen. Der gebildete Schlossherr Dr. Friedrich Christian (Margraf von Meißen u. Sohn des letzten sächsischen Königs) war Verwalter des Wettinischen Besitzes in Sachsen u. Schlesien. (Hintergrundinfos zur Kapelle u. zum gesellschaftlichen Leben im Schloss auf der Webseite der Wettiner)
Vor der Dresden-Silhouette wurde an zentraler Stelle über dem Eingang das Thema Freigiebigkeit und Barmherzigkeit gegenüber Bedürftigen thematisiert. Fotos: TK 2013, Gesamt, 3, 4, 5, 6
Blick in die Apsis der (ehemals katholischen) Kapelle - jetzt Wohnraum, Foto TK: 2013, Foto 2
Die Orgel stammte von der Firma Jehmlich, der Altar von Otto Heybey.
Das
Parkett kam aus dem Schloss Sybillenort in Schlesien, in dem Friedrich
August III. nach seinem Thronverzicht bis zu seinem Tod 1932 gewohnt hatte.
Nutzung
Der
Besitzer und Auftraggeber Friedrich Christian
konnte den Adelssitz nur neun Jahre nutzen. Ende April 1945 verließ er mit seiner Familie die Stadt in Richtung Österreich (später München), um der sowjetischen Besetzung zu entgehen. Er starb 1968 in der Schweiz.
Link zum Wikipedia-Eintrag zu Friedrich Chistian von Sachsen.
Nach 1945 nutzte zwei Jahre die Sowjetische Militäradministration das Gebäude, später der Zentralrat der FDJ als Schulungs-zentrum. Nach 1990 war das Schloss Tagungsstätte der Medizinischen
Akademie "Carl Gustav Carus" und stand von 1993 leer. Die Wettiner beanspruchten 2002 die Immobilie als ihren Besitz, bekamen aber das Schloss vom Freistaat nicht wieder zugesprochen.
SZ vom 26.07.07 Neuer Eigentümer: VVK (Dresden)
Nach jahrelangem Tauziehen hat der Freistaat das Schloss Wachwitz am 25.Juli 07 verkauft. Neuer Eigentümer ist die
V. V. K. Dresden.
"Im Erdgeschoss befanden sich die repräsentativen Empfangs- und Gesellschaftsräume mit Speisesaal und Bibliothek. Das Obergeschoss stand den privaten Bedürfnissen der königlichen Familie zur Verfügung. Auf der Südseite erhielt das Schloss eine kleine neobarocke Kapelle, unter der die Familiengruft der Wettiner angelegt ist." (Webseite der VVK)
Fertigstellung 2012
Bis Jahresende 2012 sind in das Schloss 17 individuelle Eigentumswohnungen eingebaut worden. Vermietet wurden sie
damals dann zu einem Preis von 10,20 Euro pro qm.
Die 3-Zimmerwohnung z.B. mit der ehem. Hauskapelle (Wohnfläche 184 m²) kostete 2.427,61 € (Warmmiete).
Schloss Wachwitz (Foto: TK Jan. 2013), Vergrößerung
Sanierung
Hohe Denkmalschutzauflagen, wie z.B. Erhaltung und Aufarbeitung der Außenfenster und Türen, hat die VVK vorbildlich umgesetzt. Sogar die hölzernen Fensterrollgitter wurden wieder hergestellt (Foto). Der Stuck in den Wohnräumen und die Supraporte über den Türen sind in ihren neobarocken Schwüngen saniert.
In den Repräsentationsräumen konnte das originale Holzparkett, bestehend z.T. noch aus barocken Intarsien, nicht mehr erhalten werden, weil es zu sehr geschädigt war. Der bombensichere, stahlbetonverstärkte Luftschutzbunker wurde entfernt. Räume für Weinkeller, Familiengruft und ein separater Stahltresor sind in ihrem Bestand saniert worden.
Unter dem Vorplatz hat der Bauherr in Absprache mit dem Forstamt eine Tiefgarage für 33 Stellplätze errichtet.
Mehr Infos zur Sanierung in SZ vom 31.05.2011
Zum Vergleich: das sächs. Schloss Hubertusburg
1721 - 24
Parallelen:
Neorenaissance-Schloss Tangeln in Klötze (Ortsteil Neumannsmühle)
für die Familie von Günther Graf von der Schulenburg. Architekt
war Paul Bonatz 1938 - 42
Neobarock-Schloss in Essen (Ortsteil Kettwig) für den Industriellen
Flick von Paul Schultze-Naumburg 1928 - 32 (Foto)
Literatur:
Georg Blume: Der königliche Weinberg zu Dresden-Wachwitz, Dresden
1993, S. 81 ff.
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Schloss Wachwitz
von der Gartenseite
Fenster mit originalen, grünen Holz-Rollgittern. Foto: 2007
Detail Dachreiter (Foto: TK , Mai 07)
Holzeingangstür mit geschwungenen neobarocken Formen (Rocaillen),
Foto: Mai 07 - TK
Eisengeschmiedetes Fenstergitter im EG,
Foto: Mai 07 - TK (entfernt 2012)
Ehemalige Kapelle,
Foto: Mai 07 - TK
Pfeilerkolonnade mit großer Terrasse zum Hof,
Foto: Mai 07 - TK
Ovales Vestibül mit geschwungener Treppe. Foto: TK 2013
Schmiedeeiserne Gitter im Treppenhaus
Ein ähnliches Treppenhaus von Hans Max Kühne fand sich im Umbau des
Verlagshauses der Dresdner Neuesten Nachrichten am Ferdinandplatz/ Viktorienstr. 1928, Vergrößerung
Das Gebäude wurde 1945 zerstört.
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Hans
Max Kühne (1874 - 1942)
Schüler
Wallots, Arbeit bei Hoffmann u. Ihne in Berlin
ab 1901 selbständig
seit 1907 Partner und Schwiegersohn von William Lossow
1906 - 15 Leipzig Hauptbahnhof
1909 - 13 Malter Talsperre
1909 - 11 Synagoge Görlitz
1909 Wettbewerb Schauspielhaus
Dresden,
ausgeführt
1911- 13
1911 Urnengrabanlage Tolkewitz
1912 Palasthotel Weber am Postplatz
1913 Dresden: Bienert-Hafenmühle
(Waltherstraße)
1912-13 Projektierung der Universität Dresden in
Verlängerung
der Münchner Straße (nicht realisiert wegen I. WK)
1914 Umbau Schloss Proschwitz bei Meißen
1914
Tod vom Büropartner und Schwiegervater
William
Lossow (1852-1914)
1923 Leipzig: Hotel Astoria
1929 Diakonissenkirche Dresden
Neustadt
1930 Kaufhaus Alsberg Dresden (Umbau z.T. schon 1922)
1930 Hygiene- Ausstellung Halle
der Arbeits- und Gewerbehygiene
mit Chlorodontturm
1930 Kristalleis-Fabrik mit Kühlhallen
Diakonissenkirche
Dresden Neustadt, erbaut 1928-29 vom
Büro Lossow & Kühne (Foto: vor 1945, Deutsche Fotothek)
Wiederaufbau bis 1962 - von Oswin Hempel
Literatur:
William Lossow, Max Hans Kühne und Werner Hegemann [Mitarb.]: Architekten Lossow & Kühne, Dresden.
Reprint, Berlin, Leipzig, Wien, 1930.
Link:
http://saebi.isgv.de/biografie/Max_Hans_Kühne_1874-1942
Text: Thomas Kantschew 2015
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Nur wenige Jahre
vorher baute das Büro Lossow & Kühne in Dresden z.B. den
kühnen Chlorodont-Turm 1930 auf dem Dresdner Ausstellungsgelände
(heute nicht mehr vorhanden). Foto: Deutsche Fotothek / SLUB 1930
Kristalleis-Fabrik mit Kühlhallen 1930,
Vergrößerung - abgerissen 2005 |