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Architekt: Heikkinen- Komonen
Architects, Helsinki &
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HENN
Architekten München
Landschaftsgestaltung: Barbara Petzold
Bauzeit: _1999- 2001
Adresse:.
Pfotenhauer Straße
Ein
modernes Forschungslabor ist eine Hightech-Einrichtung. Das ernorme
Gebäude lässt sich mit einem Mikroschaltkreis auf einem
Siliziumchip vergleichen. Der Grundriss der architektonischen Lösung
wurde entsprechend der langen und schmalen Topografie des Grundstücks
konzipiert. Eine lineare Anordnung der drei grundsätzlich verschiedenen
Funktionseinheiten Instituts/Laborgebäude, Versuchstiereinrichtung
und Gästehaus war die Konsequenz.
Die Vorderseite des mit dunkelblauen Metall verkleideten Gebäudes
wird architektonisch durch ein grünes Metallraster dominiert,
das an beiden Längsseiten der Fassaden angebracht ist. Es hat
die Aufgabe, die mit der Sonneneinstrahlung einhergehende Wärmebelastung
zu verringern. Bei Betrachtung aus einem schrägen Winkel ist
nur die grüne Oberfläche des Metallrasters sichtbar. Steht
der Betrachter jedoch im rechten Winkel, wird die dunkelblaue Metallverkleidung
erkennbar.
Die Metall-Glas-Fassade des Laborgebäudes mit ihren geschlossenen
blau emaillierten Brüstungspaneelen unterstreicht die Dominanz
und Rationalität des Institutsgebäudes.
Der Hauptzugang zum mittig gelegenen Atrium dient der horizontalen
und vertikalen Erschließung und wurde als Kontrast durch eine
geschwungene zeltartige Überdachung herausgehoben.
Blickpunkt im lichtdurchfluteten Atrium aus Glas ist die an einen
DNS erinnernder durch Metallgitter transparente Wendeltreppe.
Jede Laboretage gliedert sich in eine wiederkehrende Ordnung von außen
liegenden molekularbiologischen Großlaboratorien, einigen Sonderlaboratorien
und Büroräumen sowie den im Gebäudekern zusammengelegten
Sonderbereichen für Analyse, Gewebekultur, Geräte und Mikroskopie.
Die Konstruktion und Baustruktur des Gebäudes erlaubt es, auf
die Entwicklung künftige innovativer Forschungsarbeit flexibel
zu reagieren.
Das Tierhaus
hat zwei Geschosse für Tierhaltung und ein Untergeschoss mit
Technikzentralen. Es zeichnet sich durch den durchgängigen Einsatz
von metallenen Baumaterialien aus. Ein vorgehängtes Metallgitternetz
und die mit einer interessanten Struktur versehenen Blechplatten unterstreichen
die technische Funktion.
Das Gästehaus
Das hinteren Teil gelegene Gästehaus hat 18 gleich große
Apartments, die zum Teil mit Türen in der Wohnungstrennwand zur
2-Zimmer-Wohnung zusammengefasst werden können. Die Zugänge
liegen an einem Laubengang auf der Nordseite. Auf der Südseite
sind Balkone bzw. Terrassen angeordnet. Das in den Farben Grau und
Braun gehaltene Gebäude macht durch die als Tunnel gestaltete
Treppe auf sich aufmerksam. Insgesamt strahlt das Wohnhaus, nicht
zuletzt durch das verwendete Material Holz und den asiatischen Innenhof,
viel Ruhe
und wohltuende Klarheit aus. Ein kleines architektonisches Meisterstück!
Bildende Kunst im Atrium
Der Schweizer Künstler George Steinmannn ließ sich von
der wissenschaftlichen und kulturellen Rolle des Instituts leiten.
Das Ergebnis ist ein mehrteiliges und mehrschichtiges Kunstobjekt
mit dem Titel "Metalog".
(Text: aus dem Katalog der Dresdner Max-Planck-Gesellschaft)
Das finnische Architekturbüro Heikkinen + Komonen
führt die Moderne ihres Landes vorbildlich weiter.
Von Wolfgang Jean Stock
(...) Beide betrachten Architektur nicht als kurzlebiges Konsumgut,
sondern als eine auf Dauer angelegte Kulturleistung. Deshalb kritisiert
Heikkinen die modischen Trends beim Bauen, 'die zwar von Medien und
Museen geschätzt werden, aber zur Lösung wichtiger Fragen,
etwa der ökologischen Probleme, nichts beitragen". Heikkinen
und Komonen gehören zu einer Generation, die doppelt geprägt
wurde: einmal durch die 1968er Bewegung. Zum anderen durch die Opposition
zu jenem Zweig der finnischen Bauindustrie, der von den 1960er Jahren
an das Land zunehmend mit stupiden Plattenbauten überzogen hatte,
weil nur noch wirtschaftliche Gesichtspunkte gelten sollten.
Rationalismus und Sinnlichkeit
Es spricht für den finnischen Mut zur Selbstkritik, dass dieser
Irrweg nicht nur erkannt, sondern auch beendet wurde. In den späten
70er Jahren setzte die Umkehr ein: Man erinnerte sich wieder der eigenen
Geschichte. So kam es denn zu einer Renaissance der sozialen Aufmerksamkeit,
vor allem in Wohn- und Schulbau. Aus ihrer baukulturellen Krise heraus
haben es die Finnen in zahlreichen Fällen sogar geschafft, den
Anspruch auf hochwertige Architektur mit den Methoden industrieller
Vorfertigung zu versöhnen. Auch deshalb wird das finnische Bauen
seit einem Jahrzehnt wieder international beachtet, anders als zu
ideologielastigen Zeiten von Postmoderne und Dekonstruktivismus.
Sie stehen für einen in der Region Helsinki und Südfinnland
typischen Rationalismus. Das heißt jedoch nicht, dass sie minimalistische
Großskulpturen entwerfen. Vielmehr suchen sie im Maßstab
und unter den funktionalen Anforderungen von Architektur nach Klarheit
im Ausdruck und nach technischer Präzision, während für
unmittelbar sinnliche Wirkungen die meist unbehandelten Materialien
sorgen sowie als kräftige Akzente eingesetzte Farben. Die Dialektik
von formal straffen Baukörper und spannungsreichen Innenräumen
prägt besonders ihre Hauptwerke wie die Finnische Botschaft in
Washington D.C. (1994) und das Medienzentrum "Lume" der
Kunsthochschule in Helsinki (1999).
Von der Landschaft in die Stadt
Das Max-Planck-Institut (MPI) in Dresden ist ihr erster großer
Neubau in einem städtischen Kontext - und die Architekten haben
auch diese Aufgabe auf einem schmalen Grundstück mit Bravour
gelöst. An gestalterischer Qualität der gesamten Nachbarschaft
weit überlegen, macht die neue, sehr sinnvoll in drei Baukörper
gegliederte Anlage schon von weitem durch das grün-blaue Farbenspiel
auf den mehrschichtigen Längsfassaden des Laborgebäudes
auf sich aufmerksam.
Das ganze Haus strahlt eine noble Sachlichkeit aus: Einfache und zugleich
nachhaltige Materialien wie etwas der perfekt ausgeführte Sichtbeton
bilden einen angenehm ruhigen Hintergrund für das Leben der Wissenschaftler
zwischen den Arbeitsplätzen in den neuartigen, 'homogenen Laborlandschaften'.
(...)
Für Dresden ist es ein baukultureller Glücksfall.
Die Architekten planten 1999 auch das Bio-Informatik-Zentrum im Lingner-Schloßpark
- ebenfalls mit Anspielungen an die Doppelhelix einer DNS.
Homepage des Architekturbüros:
www.heikkinen-komonen.fi
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