Fritz
Förster Bau der TU Dresden
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Monumentalität und Details Der Hauptbau der u-förmigen Anlage erinnert in seiner Ausprägung an das Hellerauer Festspielhaus von Heinrich Tessenow (1911): ein gleichschenkliger hoher Dreiecksgiebel, neoklassizistische vertikale Gliederung und niedrigere Seitenflügel. Der Haupteingang zeigt allerdings zur Straße und nicht in den Hof. (1) Die schmucklose Strenge des berühmten auratischen Festspielhauses mit seinem spröden, unterkühlten Stil wurde jedoch bei diesem Institutsgebäude vermieden. Neben dem klaren Grundaufbau fällt der dezent eingesetzte Detailreichtum auf: feine Profilierungen, der warme Grundton des würdig gealterten rotbrauen Ziegelmaterials und deren schmückende Verwendung in den Fensterbrüstungen. Das Gebäudeensemble mit monumentaler Raumwirkung ist eine interessante Mischung von Reformbaustil, urbaner Großstadtarchitektur und der beginnenden Moderne mit ihrer sachlichen Grundhaltung, die dennoch künstlerisch-handwerkliche Elemente sparsam einbezog. Damit ist das Haus ein gutes Beispiel des Übergangs innerhalb der Vielfalt in der europäischen 1920er-Jahre Architektur. Nicht nur Sandstein hat in Dresden Tradition Dieses Baumaterial Klinker ist nur scheinbar untypisch für Dresden. Gerade in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wird viel mit diesem Material experimentiert, der bloße Stein im Sinne der Materialgerechtigkeit ohne Verputzung eingesetzt. Unter der vorgeblendeten Fassade verbirgt sich Stahlbeton, als die eigentliche statische Konstruktion. Fantasievolle abstrakt-geometrische Glasfenster Im Detail besticht der klare, reformorientierte Bau durch schöne Ornamente, die nichts Schwülstiges oder Geschmackloses haben und sich organisch aus dem Bau ableiteten. Die exquisiten farbigen Bleiglasfenster z.B. scheinen von den geometrischen Glasgestaltungen der Prärie-Häuser des US-amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright inspiriert, der seit 1910 zu einem wichtigen Impulsgeber der europäischen Architektur wurde. (Wrights gestaltete die Fenster selbst: u.a. im Robie House - Chicago: https://flwright.org.) Die vertikalen, leicht expressionistischen Bleiglasgestaltungen in sehr hoher künstlerisch-handwerklicher Qualität geben einen Eindruck wieder, wie Dülfer seine Ideale eines Gesamtkunstwerkes vor dem I. Weltkrieg aus der Dresdner Künstlervereinigung "Zunft" weiter in die Zukunft retten wollte. Kristalline geometrische Formen spiegeln en miniature die Kraft der Symmetrie wieder, die das gesamte Gebäude in seinem Aufbau hat. Verwendete Farben der einzelnen Glasteile von Dunkelblau, Gelb, Hellblau und Weiß harmonieren elegant mit dem Ziegelrotbraun der Fassade. Der Künstler oder die Künstlerin könnten aus dem Umfeld der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe in Dresden stammen, dessen Glaswerkstatt ab 1924 Walter Nitschke leitete. Siehe: designcampus.org Es ist hoch anzuerkennen, dass bei der Sanierung des Gebäude die SIB erhebliche Mittel aufwandte, um diese Glasfenster auszubauen und in die neuen Kastenfenster zu integrieren. Bereits zu DDR-Zeiten bekam das Gebäude einen Denkmalschutzstatus "von überregionaler Bedeutung". Beschreibung "Die Hochschulbauten stellen das Hauptwerk Dülfers in Dresden dar. Der Bau zeichnet sich durch seine einfache Gliederung aus. Von der G.-Bährstraße führt eine Achse durch das terrassierte Gelände auf das Hauptgebäude zu. Diese wird von zwei mit hohen Satteldächern ausgestatteten Flügeln, dem Müller- und König Bau, flankiert und bildet mit diesen eine symmetrische, U-förmige Anlage. Die Fassade des Mittelbaus wird duch Lisenen gegliedert. Die medaillonartig ausgebildeten achteckigen Fenster des obersten Geschosses und die ornamentalen Verzierungen der Brüstungen erinnern an Formen des Jugendstils. Den Kern des Gebäudes stellt der große Hörsaal dar." (Architekturführer Dresden, 1997) Umbau des Fritz-Foerster Baus Thomas Will (Hg.): Der Fritz-Foerster-Bau als zukünftiges Domizil der Architekturfakultät der TU Dresden, Dresden 2004, darin: Nils Meyer, Andreas Schwarting, Thomas Will: Der Fritz-Foerster-Bau als Kulturdenkmal. Grundlagen für einen angemessenen Umgang, S. 33-50 (im folgenden ein Auszug) Historische Bedeutung "Errichtet als ein wichtiges Glied in der Kette der von Dresdner Professoren geplanten Hochschulbauten, belegt der Fritz-Foerster-Bau beispielhaft die städtebauliche und architektonische Entwicklung der TH in den 20er Jahren. Die Campus-Planung Dülfers von 1906-1910 erfuhr nach dem 1. Weltkrieg mit dem Gebäude der Chemnischen Institute eine sehr reduzierte, sparsame Umsetzung, die insbesondere an der heute noch ablesbaren städtebaulichen Achse von der George-Bähr-Straße zum Haupteingang des Gebäudes erkennbar ist. Stilistisch und bautypologisch ist der Foersterbau ein Dokument der Auseinandersetzungen in der Hochschularchitektur der Weimarer Republik. Der Foerstebau steht hier als ein Beispiel einer zwischen Reform und Bautradition, zwischen Sachlichkeit und monumenalem künstlerischem Ausdruck vermittelnden Backsteinarchitektur, wie wir sie im niederländischen und deutschen Expressionismus, etwa bei Fritz Höger, finden, und wie Dülfer selbst sie bereits bei seinem Stadttheater in Lübeck (1906 - 08) erprobt hatte. Bei den Chemischen Instituten ist aber vor allem - in finanziell bedingter einfacher Form - die Bauweise der auf dem neuen Universitätsgelände bereits von Weißbach errichteten Hochschulgebäude, die sämtlich in Klinkern verkleidet waren. Künstlerische Bedeutung und künstlerischer Wert Der Foersterbau ist eine wichtige Station im facettenreichen Werk von Martin Dülfer. Die Verbindung von späten Jugendstil- Anklängen, historischen Reduktionsstil bzw. einem idealisierten "Heimatstil" verleiht dem Foersterbau sein besonderes Gepräge. Die hochwertige Bauausführung reicht von erfindungsreichen Einsatz neuer Baustoffe, wie Stahlbeton in Kombination mit Naturstein und Ziegeln, bis hin zu handwerklicher Perfektion der Details, die zum künstlerischen Wert des Gebäudes entscheidend beitragen. Das Ensemble aus Fritz-Foerster-Bau, Königs-Bau und Ericht-Müller-Bau hat bis heute stadtbild- und campusprägende Wirkung, nicht zuletzt durch die differenzierte Gestaltung der Außenanlagen (Treppen- und Brückenanlagen, Pflasterungen, Masten, Bepflanzung)." Der gesamte Text (pdf)
Der Architekt Martin Dülfer
Seit 2015 fand eine komplette Sanierung
mit Umbau statt.
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Foto 1995 (TK) Institut 1926 nach der Fertigstellung Untere Eingangshalle Der große Hörsaal - 2007 immer noch im kompletten Original mit dem alten Holzmobiliar erhalten. Leider verlor der historische Hörsaal komplett sein Gepräge. Visualisierung 2017 nach Umbau: SIB Klinkersteine mit besonderer reliefartiger Gestaltung 700 Holzfenster mit z.T. farbigen Bleiverglasungen in 70 verschiedenen Ausführungen wurden erneuert. Hier noch der alte Zustand 2007, Vergrößerung Der Künstler oder die Künstlerin dieser außergewöhnlich wertvollen Glasmosaik-Arbeiten konnten leider noch nicht ermittelt werden. Künstlerisch gestaltetes Holzgitter - trennend und transparent zugleich, Aufnahme: April 2007, Vergleich nach der Sanierung bzw. dem Neubau der Holzgitter, beide Fotos: 2024 Thomas Kantschew Lageplan des Gebäudes 1926 innerhalb des Geländes der Techn. Hochschule Dresden, Plan gesamt, gezeichnet von Dr. Martin Dülfer selbst |
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Originale Brückentreppe am Fritz-Förster-Bau, die zu separaten Treppenhäusern führt. Foto 2024 Thomas Kantschew, Vergrößerung |
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